MFG-Gesundheitssprecherin Dagmar Häusler:
Jedes Jahr überprüfen Logopäden im Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe OÖ 4- bis 5-jährige Kindergartenkinder auf ihre Sprach- und Sprechfähigkeiten. Auf spielerische Art und Weise können sprachliche Defizite dadurch rechtzeitig erkannt werden, damit bis zum Schuleintritt ausreichend Zeit für Therapie und Entwicklung bleibt.
Dieses System hat aber auch Tücken: „Über den Kamm scheren von Kindern und das ständige Vergleichen von 4-5 Jährigen ist u.a. der Grund dafür, dass man bereits in frühester Kindheit in psychischen Stress und Bedrängtheit gerät“, sagt LAbg. Dagmar Häusler, BSc., MFG-Österreich Bundesparteiobmann Stv. Sie fordert mehr Sensibilität bei diesem Thema und ortet Aufholbedarf in vielen Bereichen.
Fast 16.000 Kinder wurden 2021/22 in Oberösterreich „gescreent“, d.h. auf ihre logopädischen Fähigkeiten hin untersucht und miteinander verglichen.
Nur 35% wurden als „unauffällig“ bewertet. Ganz besonders in Anbetracht dessen, dass die Sprachentwicklung speziell durch das Tragen der Maske sehr lange maßgeblich negativ beeinflusst wurde (dazu gibt es auch ganz klare Ergebnisse aus Studien), fordert MFG zusätzliche Mittel und zielgerichtete Maßnahmen.
Ein Problem: Mit den Wünschen der Eltern und Familien wird bei diesem Thema relativ unsensibel umgegangen. Dagmar Häusler, zweifache Mutter, berichtet aus eigener Erfahrung: „Mein Kind wurde trotz eines Widerrufs von mir im Kindergarten gescreent. Ich habe in weiterer Folge wissen wollen, wie die Logopädin zu ihrer Einstufung gelangte. Mir konnte nicht dargelegt werden, welche Tests durchgeführt wurden und wie sie zu dem entsprechenden Ergebnis kommt. Das alles zeigt, wie hanebüchen man teilweise mit diesem sensiblen Thema umgeht.“ Es brauche mehr Offenheit und Transparenz, so Häusler.
„Ganz besonders in Anbetracht dessen, dass die Sprachentwicklung speziell durch das Tragen der Maske sehr lange maßgeblich negativ beeinflusst wurde, sind zusätzliche Mittel und Maßnahmen erforderlich.“
MFG-Gesundheitssprecherin Dagmar Häusler
Abgesehen davon bringt dieses Massen-Screening von Kleinkindern ohnehin wenig, wenn in weiterer Folge die Ressourcen zur Behebung möglicher Schwächen fehlen: „Das wurde mir von mehreren Seiten bestätigt“, so Häusler.
2,3 Millionen wendet die Kinder- und Jugendhilfe für das logopädische Angebot auf. Allerdings: Eine echte Evaluierung, ob das alles auch Erfolg hat, gibt es kaum. Häusler fordert daher, auch Mittel für eine entsprechende Erfolgskontrolle des logopädischen Angebots bereitzustellen.
Seltsamer Zeitgeist Digitalisierung: mehr Gefahr als Nutzen
Als keine Verbesserung des Angebots, sondern eher als Rückschritt sieht Dagmar Häusler die auch in der Logopädie immer weiter um sich greifende Digitalisierung, wie sie u.a. durch die Bildungslandesrätin und anderen Stellen gefordert wird: „Das bringt vor allem noch stärkeres Zerklüften der Familie mit sich. Es braucht weniger Kinder vor dem iPad oder am Smartphone, sondern mehr direkten Kontakt – gerade im Bereich der Logopädie und innerhalb des Familienverbundes, wo es unabdingbar ist, mehr miteinander zu reden.“
Rückfragehinweis:
MFG Österreich
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