Petra Lindner (MFG) sagt der Ampelflut den Kampf an:
Über 200 Ampelanlagen gibt es in der Landeshauptstadt Linz bereits – und ständig kommen neue dazu. Oft besteht aber gar keine Notwendigkeit: „Selbst bei relativ kleinen Bauprojekten werden in den jeweiligen Straßen neuen Ampeln errichtet, statt auf mehr Eigenverantwortung zu setzen, denn diese beginnt bereits bei solchen vermeintlichen Nebensächlichkeiten“, sagt MFG Linz-Bezirkssprecherin Petra Lindner, die eine „Ampel-Diät für Linz“ fordert. Auch finanziell wäre ein bewussterer Umgang mit dem Bau von ständig neuen Ampelanlagen sinnvoll. Zudem müsse das sich derzeit extrem ändernde Mobilitätsverhalten in Richtung Öffis und Fahrrad auch in die Neubewertung bestehender Ampeln, die teils bereits seit vielen Jahrzehnten bestehen, mit einfließen, so Lindner.
Bis 2027 werden alle Linzer Signalanlagen modernisiert. 5,2 Millionen Euro müssen dafür aufgewendet werden. „Im Zuge dieser Maßnahme könnte man die Sinnhaftigkeit vieler Ampeln auf den Prüfstand stellen und neu bewerten. Nur zehn Prozent weniger Ampeln brächten bereits hier eine gewaltige Einsparung von einer halben Million Euro. In vielen Bereichen täte es mittlerweile wohl ein einfaches Stop- oder Vorrangschild auch“, sagt Petra Lindner. Tatsächlich geht es vielen Verkehrsteilnehmern genauso: Minutenlang steht man an oft roten Ampeln an unbedeutenden Kreuzungen, an denen kein einziges anderes Auto quert. Lindner: „Das betrifft auch Fußgänger und Radfahrer. Wann hat die Politik eigentlich aufgehört, den Menschen zuzutrauen, dass sie Verkehrszeichen richtig deuten können?“
„Immer mehr Öffi- und Fahrrad-Nutzer, steigende sanfte Mobilität, dazu der massive Ausbau von Tempo 30-Zonen: Es ist höchste Zeit, darüber nachzudenken, ob wir wirklich noch an jeder Kreuzung und Nebenstraße Ampeln brauchen, die dort seit 30, 40 oder 50 Jahren stehen – oder ob eine punktuelle Rückkehr zu Vorrang- und Stoppschildern nicht sinnvoller ist. “
MFG Linz-Bezirkssprecherin Petra Lindner
Ampeln – gebaut für die Ewigkeit
Ein zusätzliches Problem: Wurde eine Ampel aufgrund einer Verkehrszählung oder wegen vor vielen Jahren eruierter Unfallzahlen errichtet, bleibt diese gewöhnlich für alle Ewigkeit bestehen. Eine neuerliche Evaluierung – etwa nach zehn Jahren – findet nicht mehr statt bzw. hat kein Gewicht, der Abbau von Ampeln ist quasi undenkbar. Petra Lindner: „Gerade in den Städten ändert sich derzeit das Mobilitätsverhalten massiv in Richtung Öffis und Fahrräder, die ‚Auto-Ampeln‘ bleiben aber. Hier braucht es eine regelmäßige Überprüfung, ob die entsprechenden Anlagen in der Form überhaupt noch Sinn machen.“ Zudem würden immer mehr Tempo 30-Zonen eingerichtet.
Weniger Tempo bedeutet auch kürzere Reaktionswege und weniger Gefahr: „Auch das sollte bei der Neubewertung bestehender Ampeln unbedingt mit einfließen.“
„Menschen nicht unterschätzen“
Fraglich sei zudem, wozu in der Fahrschule das Vorhandensein von Stop-Tafeln überhaupt gelehrt würde, wenn man diese ohnehin überall durch Ampeln ersetze: „Die Politik will ganz offensichtlich die Eigenverantwortung in allen Lebensbereichen einschränken. Man sollte aber die Menschen nicht unterschätzen, sondern genau diese Eigenverantwortung stärken, wo es möglich ist. Allzu viel Bevormundung – das ging bekanntlich schon einmal ziemlich schief.“
„Ampel-Diät“ auch ökonomisch sinnvoll
Aber nicht nur die derzeit laufende Modernisierung der Linzer Ampeln kostet enorm viel: „Die Errichtung einer vollwertigen Anlage kostet schnell einmal mehrere 100.000 Euro – und da reden wir nur von den Errichtungskosten“, so Petra Lindner. Wartung, regelmäßige Neuprogrammierung und Instandhaltung gehen zusätzlich ins Geld. Eine prägnante Beschilderung mit Stop- und Vorrangtafeln samt Haltelinien käme hingegen gerade einmal auf ein paar tausend Euro. Lindner: „Mir ist auch klar, dass es an vielbefahrenen Durchzugsstraßen, gefährlichen Fußgänger-Übergängen oder unübersichtlichen Kreuzungen keinen Spielraum bei der Sicherheit geben darf. Aber es gäbe mehr als genug Linzer Ampeln, die man überdenken sollte.“ Das würde übrigens auch volkswirtschaftlich Sinn machen: Jeder von uns wartet im Schnitt zwei Wochen seines Lebens an roten Ampeln. Eine Berechnung aus Deutschland ergab zudem, dass Autofahrer bei nur täglich zehn Sekunden weniger Wartezeit an roten Ampeln pro Jahr 120.000 Tonnen CO2 einsparen würden.
„Mehr Eigenverantwortung in allen Lebensbereichen“
Die Forderung von Petra Lindner ist klar: „Es braucht weniger Ampeln sowie eine Verflüssigung des Verkehrs in Hinblick auf die wachsende sanfte Mobilität und die Transformation des Verkehrs, wie wir ihn bisher kannten. Linz baut immer noch Ampeln wie im düstersten Auto-Zeitalter der 1970er-Jahre des vorigen Jahrtausends. Damit muss Schluss sein. Nur MFG steht für mehr Eigenverantwortung in allen Lebensbereichen.“